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News > Gastkommentar. Der Wunsch nach mehr Zeit statt Geld ist weit verbreitet

Zitat Die Presse vom 25.04.2023:

"Warum es so wichtig wäre, Arbeitszeitverkürzung sozial und nachhaltig zu gestalten. Auch damit die sehr ungleiche Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen Männern und Frauen ein Ende hat. [...] In der aktuellen Diskussion um die Arbeitszeitverkürzung steht die Frage im Vordergrund, inwiefern diese in Zielkonflikt mit höheren Mindestlöhnen steht. Gerade die Teuerung macht den Erhalt der Kaufkraft für viele zur Priorität. Nur sind Kaufkraft und Freizeit kein Widerspruch. Historisch ging es nie um ein entweder oder, sondern um ein sowohl als auch. [...] Der jährlich steigende Produktivitätszuwachs wurde sowohl in Einkommenserhöhungen als auch in Arbeitszeitverkürzungen weitergegeben. Dadurch wurde technischer Fortschritt zu sozialem Fortschritt. Arbeitszeitverkürzung war immer dann möglich, wenn Arbeitskräfte knapp waren. Nur dann haben Arbeitnehmer:innen die nötige Verhandlungsmacht, um strukturelle Verbesserungen durchzusetzen. Darum liegt die letzte gesetzliche Arbeitszeitverkürzung bald 50 Jahre zurück, ein Zeitraum, in dem sich die Produktivität zwar mehr als verdoppelt hat, Arbeitskraft aber nie knapp war. Jetzt verschieben sich die Gewichte seit Jahrzehnten erstmals wieder zugunsten der Arbeitnehmerschaft.

Frauen, die sich in „Freizeit“ um Kinder und Haushalt kümmern

In den vergangenen Jahrzehnten wuchs parallel zur Produktivität die Beschäftigung, allerdings ausschließlich im Bereich der (weiblichen) Teilzeit. 80% der Teilzeitbeschäftigung entfällt auf Frauen, 2/3 der Vollzeitjobs auf Männer. Weil sich die Frauen in ihrer „Freizeit“ um Kinder/Haushalt/Pflege kümmern, bedeutet diese geschlechtsspezifische Form der „Arbeitszeitverkürzung“ eine sehr ungleiche Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit. Österreich hat einerseits die dritthöchste Teilzeitquote in der EU, andererseits liegen die effektiven Arbeitszeiten der Vollzeitbeschäftigten im Spitzenfeld. Eine deutlich kürzere Normalarbeit könnte diese Polarität durchbrechen. Kurze Vollzeit ermöglicht eine gleichere Verteilung der unbezahlten Arbeit und mehr Zeitwohlstand. Die schrittweise Annäherung an die 32-Stundenwoche über ein Jahrzehnt wäre hier ein denkbarer Weg. Eine kollektivvertragliche Arbeitszeitverkürzung würde mit Lohnausgleich erfolgen. Darüber hinaus ist es aus ökologischen Gründen sinnvoll, auf kürzere Arbeitszeiten statt auf mehr Ressourcenverbrauch und CO2 -Emissionen zu setzen. [...] Darum soll es neben der generellen Arbeitszeitverkürzung auch individuelle lebensphasenorienterte [sic] Arbeitzeitgestaltungen geben. Eine Flexibilisierung der Lebensarbeitszeit die durch die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen gesteuert sind. Daher bedarf es Wahlmöglichkeiten in Form von Rechten, phasenweise die Arbeitszeiten zu reduzieren. Eine gesamtgesellschaftliche Reduktion der Arbeitszeit sowie eine individuelle Flexibilisierung der Lebensarbeitszeit sind ein Maßnahmenmix der nicht nur die persönliche Lebensqualität befördert, sondern auch die ökologische Nachhaltigkeit. [...]"

https://www.diepresse.com/6279981/der-wunsch-nach-mehr-zeit-...
Quelle: diepresse.com


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