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Mo
20 Aug
Natürlich braucht man in der Geriatrie keine „Vorsorge“ mehr zu treffen, um nicht relativ jung an einer Krankheit oder an einem Unfall zu sterben. Man kann andererseits aber auch nicht vorsorgen, um im fortgeschrittenen Alter sicher nicht zu erkranken. Dennoch kommt der Vorsorgemedizin auch in der Geriatrie ein hoher Stellenwert zu.
Spätschäden von bestimmten Krankheiten (Diabetes, hoher Blutdruck etc.) vorbeugen
Wer schon in jüngeren Jahren eine Krankheit erworben hat, wird auch jetzt noch darauf achten, die für solche Krankheiten charakteristischen Spätschäden einzudämmen. Das kann auch der Geriatrische Patient z. B. durch köprerliche und geistige Aktivität, durch Ausschalten weiterschädigender Substanzen, durch bessere Ernährung etc.
Krankheiten entdecken
Auch für den geriatrischen Patient gilt, Parameter zu einem Zeitpunkt entlarven, zu dem sie noch keine Beschwerden machen, aber bereits behandlungsbedürftig und einer Behandlung zugänglich sind. Nur weil jemand schon älter (geworden) ist, heißt das nicht, dass alles egal ist.
Altersbedingte Veränderungen beobachten
Nicht nur altersbedingt physiologische, primär harmlose Veränderungen sollte man ärztlich begleiten, auch sonstige Veränderungen sollte man dem Arzt zeigen, um nicht zu übersehen, wenn sich daraus eine gefährliche Krankheit entwickelt (zum Beispiel: dass bei bekannter, gutartiger Vergrößerung der Prostata, ein hinzukommendes Prostatakarzinom nicht übersehen wird).
Impfen
Dass gerade im Altenmedizinischen Bereich Vorsorgemaßnahmen wie Impfungen von Bedeutung sind, wird verständlich, wenn man weiß, dass das Immunsystem (welches für die Abwehr von Krankheiten zuständig ist) im Alter schwächer wird. Also bietet man dem alten Körper abgeschwächte Krankheitserreger an, auf die er mit einer Immunantwort reagiert und so die Fähigkeit hat, mit später eindringenden, „voll krankheitserregenden“ Keimen fertig zu werden.
Tipp: Ich sehe es nicht für notwendig, ...
Mo
20 Aug
Menschen, die Geriatrie konsumieren
Es ist noch nicht so lange her, da galt ein sechzigjähriger Großvater schon als alter Mann und Siebzigjährige wurden als Greise gesehen. Heute hingegen, obwohl beide genannten Altersgruppen zu geriatrischen Patienten zählen, gehören sie noch lange nicht zu den “Alten”. (Anm.: In seinem Vortrag 1991 vor der Österreichischen Juristenkommission sprach der Soziologe Prof. L. Rosenmayr von „jungen Alten“ und „alten Alten“.)
Geriatrischer Patient ist nicht unbedingt jemand der alt ist und an einer Krankheit leidet. Es sind auch gesunde Menschen, die Probleme mit ihrem eigenen Altern oder mit dem Älterwerden ihrer Angehörigen haben.
Wenn ich von Menschen spreche, die Geriatrie konsumieren, so sind damit Gesunde gemeint, die geriatrische Hilfe in Anspruch nehmen bzw. Geriatrie konsumieren (wie z. B. Angehörige von Pflegefällen).
Bei geriatrischen Patienten unterscheide ich 2 Altersgruppen.
Die jüngere Gruppe der geriatrischen Patienten im Alter von 45 bis 65 Jahren.
Sofern sie arbeitslos sind sehen sie sich aufgrund der Unvermittelbarkeit am Arbeitsmarkt mit denselben psychischen Problemen konfrontiert wie die ältere Gruppe geriatrischer Patienten, die wegen Erreichens des Pensionsalters aus dem Arbeitsprozess ausscheiden (mussten).
Oder sie zählen deshalb zu geriatrischen Patienten, weil sie aufgrund mehrerer Zivilisationserkrankungen (Veränderungen des Stütz- und Bewegungsapparates, wegen Stoffwechselerkrankungen, Fehlernährung, übermäßigen Alkohol- und Nikotinkonsums) arbeitslos sind und als multimorbid einzustufen sind. Viele Studien belegen, dass besonders in dieser Gruppe psychische Probleme auch somatische (körperliche) Beschwerden hervorrufen und sogar organische Krankheiten zur Folge haben können.
Arbeitende 45 – 65Jährige suchen Geriater auf, weil sie mit geriatrischen Problemen der Eltern besser zu Recht kommen wollen. Menschen die geboren wurden als ihre Eltern ...
Allgemein Angehörige Geriatrie Patient
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Mo
20 Aug
Durch im Internet erlangtes medizinisches Wissen, das ein Patient „in die Arztordination mitbringt“, führt der Patient – in einem Ausmaß, das für ihn vielleicht gar nicht abschätzbar ist – den Arzt gedanklich zu einer Fülle von Details, die dem Patient nicht auffallen. Jetzt aber, da diese Details „hervordiskutiert“ wurden, öffnen sie dem Arzt Optionen auch für ganz seltene Diagnosen. Das nimmt dem Arzt Sicherheit, und er beginnt unbewusst an seiner ersten, richtigen Diagnose oder Therapie zu zweifeln.
Ich möchte das an einem Beispiel erläutern: jemand kommt z.B. mit der Beschwerde Kopfschmerz in die Ordination; in den meisten Fällen ist es nicht notwendig und nicht üblich deshalb eine CT oder eine MRT zu machen, um einen Kopftumor auszuschließen. Hat sich der Patient aber zuvor über Astrozytome, Gliome und sonstige Kopftumore im Internet „eingelesen“ und hält dem Arzt daraus das eine oder andere Symptom (in Verbindung mit dem Gelesenen) hin, damit der Arzt die Diagnose „Tumor“ ausschließt, entkräftet oder „nicht übersieht“, dann wird vielleicht verständlich, warum sich der Arzt nicht mehr auf seine – meist richtige – Intuition und seine Erfahrung verlassen möchte. Solch ein in den Raum gestelltes Detailsymptom könnte nämlich bedeuten, dass … . Weil der Patient dem Arzt nicht seine Hauptbeschwerde(n) schildert, sondern das Internet ihn auf die „Idee“ gebracht hat, was auch noch zu bedenken wäre, wird der Patient jetzt sicher nicht mit dem erwarteten kompetenten und eindeutigen Rat zur Lösung seines medizinischen Problems nach Hause gehen. Das liegt einfach schon in der Tatsache, dass der Arzt nun eine Reihe von Untersuchungen machen lässt (auf deren Ergebnis gewartet wird), um vom Patient angesprochene, „verdächtige“ Symptome abzuklären.
Das also kann geschehen, wenn ein Patient den Arzt durch ungefilterte medizinische Infos aus dem Internet aus seiner Routine holt. ...
Mo
20 Aug
„Wer nicht mit dem zufrieden ist, was er hat, der wäre auch nicht mit dem zufrieden, was er haben möchte.“[1]
Um auch im Alter zufrieden zu sein, kann man sich der gleichen Rezepte bedienen wie in jungen Jahren. Es sind zwei Faktoren, die man nie außer acht lassen darf. Man muss sich stets vor Augen halten, was überhaupt möglich ist. Wer glaubt, als Pflegefall 24 Stunden pro Tag von nur einer Betreuungsperson versorgt werden zu können, zu Hause die Infrastruktur eines Akutspitals aufbauen zu können, oder wer glaubt den Tod besiegen oder verhindern zu können, der verkennt die Realität. Andererseits ist es notwendig, dass der alte Mensch aktiv und bewusst investieren muss, diese Rezepte einzusetzen, um zur Zufriedenheit zu gelangen.
Der Betagte hat gute Chancen, dass ihn die Rezepte tatsächlich zur Zufriedenheit führen. Erstens hat der Alte mehr Zeit, die er in das Projekt investieren kann. Zweitens hat er Lebenserfahrung, wodurch es ihm leichter fällt zu beurteilen, welchen Vorteil ihm Zufriedenheit bringt. Drittens hat der Gealterte auch schon ein relativ langes Leben hinter sich, auf das er mit mehr oder weniger Freude zurückblickt und aus dem er sich Rosinen herauspicken kann, um daraus Kraft zu schöpfen. Und viertens weiß der alte Mensch, dass es Zeit ist mit sich und mit der Umwelt „zu Frieden“ zu gelangen.
Wenn jemand absolut verweigert, das halb gefüllte Glas anzusehen, weil „es doch gar nicht schön ist alt zu sein; weil früher alles besser war ….“, dann erinnere ich heute ca. 80 Jährige an ihre Jugend und frage sie, ob sie in den Kriegsjahren genug zu essen hatten, ob sie ihre Jugendjahre genießen konnten, ob sie auch nur einen Bruchteil des Wohlstandes hatten, den sie heute haben usw. Schließlich kann man den alten Mensch auch behutsam auf die Tatsache aufmerksam machen, dass er heute bestimmt schon ein Alter erreicht hat, dass in der Generation vor ihm nur wenige erreicht haben. Z. B. kann man ihn fragen an wie viele Menschen seines heutigen Alters er sich erinnern kann, als er ein Kind war. ...
Sa
11 Aug
Auch heute ist die aus 1990 stammende Aussage des Internisten Univ. Prof. Hofrat Dr. Anton Neumayr aktuell: “Noch immer besteht ja der Trugschluss, die Geriatrie sei eine Subdisziplin der Inneren Medizin. Dies ist ebenso wenig richtig, wie sich die Geriatrie als Teilgebiet eines anderen Spezialfaches wie etwa der Neuropsychiatrie oder der Chirurgie verstehen kann.” (Forum dr. med 7/90)
Multimorbidität bedeutet, dass bei einer Person mehrere Krankheiten gleichzeitig bestehen. Bei geriatrischen Patienten liegt nämlich ganz selten nur e i n e Krankheit vor, die zu einem bestimmten Facharzt gehört. Aber nicht nur Multimorbidität prägt das Krankheitsbild des geriatrischen Patienten. Sonst bräuchte es ja nur der Therapie mehrerer Fachärzte (für die in ihr Fachgebiet fallende Krankheit).
Vielleicht nicht die klinische Geriatrie aber mit Sicherheit beinhaltet praktische Geriatrie neben der rein medizinischen Behandlung eines fassbaren pathologischen, organischen Substrats auch das Differenzieren der verschiedenen anderen Ursachen für „Zustandsbilder“ der alten Menschen. Praktiker unter den Geriatern kennen das Zusammenspiel der Ursachen und besitzen die Kompetenz an den unterschiedlichen Ansatzpunkten helfend eingreifen zu können. (vgl. Beratung)
Gleichzeitig behandeln Geriater ihre Patienten über die wichtige „Umwegrentabilität“, indem sie auch Angehörigen helfen. Dem geriatrischen Patient gibt es Kraft und es tut ihm gut, wenn ihm seine Angehörigen stressfrei begegnen. Der Betagte spürt, seiner Familie nicht zur Last zu fallen.
Tipp: anstatt den geriatrischen Patient von einem Facharzt zum anderen zu bringen ist es sinnvoller, einen Geriater zu konsultieren, der bereit ist ältere Menschen auch außerhalb von Spital oder Pflegeheim zu behandeln.
Sa
11 Aug
Neben konventioneller ärztlicher Behandlung hat auch Beratung ihren Platz in der Geriatrie. Bereits mit Ausscheiden aus dem Arbeitsprozess kann geriatrische Beratung helfen. Ob bei der Suche nach neuen Aufgaben, oder durch stärken des Selbstwertgefühls, wenn man nun weniger „gebraucht“ wird etc. Geriatrische Beratung kann auch für rechtliche Belange (Patientenverfügung, Sachwalterschaft, Vorsorgevollmacht) nützlich sein; vor Testamentserstellung sollte der alte Mensch berücksichtigen, dass er in weiterer Folge noch beachtliche finanzielle Mittel für die eigene Versorgung als Pflegefall benötigen kann. Geriatrische Beratung hilft beim Verarbeiten des eigenen Alterns; begleitet schmerzhafte Veränderungen (Stütz- und Bewegungsapparat) nicht nur mit Schmerzmitteln; gibt seelischen Beistand bei Sterben und Tod geliebter Menschen. Und nicht zuletzt wird in Gesprächen erklärt was medizinisch möglich wäre, was nötig ist und zugleich wird beachtet was (für Familie und für Pflegende) zumutbar ist. Von Geriatern wird man nicht hören „dann müssen Sie sich für ihre Eltern eben Zeit nehmen“. Geriater schützen Angehörige von Pflegefällen vor quälenden Selbstvorwürfen, anstatt ihnen ein schlechtes Gewissen zu verursachen.
Der Getriater berät, betreut und behandelt den geriatrischen Patient aber auch dessen Angehörige gleichermaßen. Deshalb können sich dieselben Beschreibungen über geriatrisches Wirken sowohl im Bereich ‚Patient’ wie auch im Bereich ‚Angehörige’ finden. Trotzdem ist es nicht immer richtig, wenn Angehörige glauben einfach auf sich umlegen zu können, was der Doktor zum Patient gesagt hat. Dabei wird vom Laien übersehen, dass geriatrische Ursachen beim Patient andere Probleme auslösen können als beim Angehörigen. Dementsprechend geht der Geriater individuell auf die Probleme ein. Die geriatrischen Bereiche ‚Patient’ und ‚Angehörige’ überschneiden einander, beeinflussen sich gegenseitig, aber jeder braucht seinen eigenen (weil oft auch anderen) Zugang. ...
Sa
11 Aug
Es ist empfehlenswert, sich auf den Besuch beim Geriater vorzubereiten. Man sollte sich schon zuhause, nicht erst im Wartezimmer oder vor dem Arzt überlegen, was man vorbringen möchte. Besser noch ist es, man schreibt sich daheim schon alles auf und bringt die Liste dann mit zum Arzt. Medikamente, Verordnungen, Heilbehelfe und Überweisungen, die man auf Kassenkasse haben will, Fragen zur weiteren Einnahme oder zum Absetzen des einen oder anderen Medikaments, gesundheitliche Veränderungen die stören, schmerzen, beunruhigen, oder zu welchen man Erklärungen wünscht, betreuungstechnische Fragen, Kur- und Pflegegeldantrag usw.
Wie weit auch „googeln“ unter „sich vorbereiten“ fällt, entscheidet der Patient.
Möchte sich jemand mit dem Arzt über ein (nicht sein) medizinisches Problem unterhalten, sein eigenes Wissen oder das Wissen des Arztes checken, dann ist vorausgehende Internetrecherche wichtig. Dann aber ist er auch kein Patient mehr im bislang geläufigen Sinn des Begriffes.
Deshalb sollte er auch abklären, ob der Arzt zu einer derartigen Unterhaltung (auf Krankenschein) bereit ist, und ob der Arzt auch die dafür erforderliche Zeit zur Verfügung hat. Weiters sollte man sich in solch einem Fall bewusst sein, dass stillschweigend von vornherein vereinbart ist, dass sich der „Interviewer“ mit unverbindlichen medizinischen Aussagen begnügt. Schließlich zeigt eine derartige Diskussion, dass nüchterne Statistiken gegenüber ärztlichem Rat bevorzugt werden. Weil hier also andere „Spielregeln“ vorliegen, ist auch für den Arzt „defensive medicine“ vorrangig, mit all dem was dazu gehört.
Wer vom Arzt „nur“ Aufklärung erwartet, weil er sich vorbehält, als mündiger Patient dann selbst zu gunsten dieser Therapie oder jener medizinischen Maßnahme zu entscheiden, der gibt auch die eben genannten Spielregeln vor. Auch in diesem Fall ist Internetsuche empfehlenswert.
Wer jedoch krankheitshalber ...
Sa
11 Aug
In der Geriatrie spreche ich gerne von Zustandsbildern und verstehe darunter Symptome, Krankheitszeichen, Leiden, Beschwerden, Empfindungen, Verhal-tensweisen, Störfaktoren oder sonstige „Kleinigkeiten“ die Patienten belasten und das Zusammenleben mit Angehörigen und Pflegepersonen erschweren, stören und manchmal sogar unmöglich machen.
Diese Komplexität ist auch der Grund, weshalb Patienten und Angehörige oft nicht genau sagen können, „wo der Schuh drückt“. Wie in anderen zwischen-menschlichen Beziehungen kann sich Unausgesprochenes aber aufstauen, irgendwann einmal plötzlich zum Ausbruch kommen und dann nicht wieder gutzumachenden Schaden anrichten.
Die folgende Auflistung will helfen präzise Formulierungen für Zustandsbilder zu finden, um sie dem Arzt mitzuteilen oder sie auch nur zu benennen, um darüber sprechen zu können.
Hier sind einige Zustandsbilder gelistet, die man in der Geriatrie häufig antrifft.
Zustandsbilder des geriatrischen Patienten (P.)
P. ist nicht mehr (ganz) selbstständig
P. ist nicht mehr ganz verlässlich
P. ist vergesslich
P. fühlt sich verfolgt/bestohlen
P. ist verwirrt
P. verlangt Mitleid
P. fordert rücksichtslos
P. ist ungerecht, ist beleidigend
P. ist herrschsüchtig
P. will immer jemanden um sich haben
P. übt moralischen Druck aus
P. hat keine Interessen mehr
P. ist starrköpfig
P. verwendet Hilfsmittel aus Eitelkeit nicht (IKP, Hörgerät, Stock)
P. verlangt nicht nach Hilfe
P. ist zu wenig aktiv, antriebslos
P. legt keinen Wert mehr auf Äußeres (Kleider)
P. stellt sich in den Mittelpunkt
P. nützt seine Krankheit aus
P. ist motorisch unruhig (Wandertrieb)
P. ist seelisch-geistig unruhig
P. ist aggressiv
P. schläft zu wenig / zu kurz
P. fragt immer dasselbe
kommuniziert mit Angehörigen nur über stereotype Phrasen
P. ist pessimistisch
P. ...
Allgemein Angehörige Geriatrie Patient
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Di
7 Aug
Patientenautonomie (der Wille des Patienten) hat höchste Priorität, die der Arzt auch dann respektieren muss, wenn das vom Patient gewünschte Vorgehen oder Verhalten den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und der medizinischen Vernunft widerspricht. Denn der Patient hat das Recht behandelt zu werden, nicht der Arzt hat das Recht zu behandeln.
Behandlung ohne Einwilligung des Patienten
ist zwar strafbar, aber Ärzte wie Richter nehmen es mit der Einwilligung des Patienten zur Behandlung nicht so genau (gemeint ist nicht ärztliche Aufklärungspflicht vor operativen Eingriffen). Geriatrische Patienten werden sehr oft behandelt, obwohl gar nicht so eindeutig ist, dass der Patient die Behandlung möchte. Was wohl ist der Wille des Patienten wenn er sagt „ich möchte nicht (schon wieder) ins Spital“ oder „ich möchte (nicht in ein Pflegeheim sondern) zuhause sterben“.
Dass man es in der Geriatrie mit der Patientenautonomie nicht so genau nimmt, liegt wohl darin begründet, was Ärzte und Richter erwartet, wenn das Ergebnis des Respektierens oben beschriebener Patientenautonomie jemandem nicht gefällt. Dann wird versucht dem Arzt eine Schuld „anzuhängen“. Deshalb möchte kein Arzt derartige Patientenwünsche erfüllen. Er wird vielleicht geklagt, er muss sich verantworten und wird womöglich auch verurteilt. Würde der Arzt aber nicht verurteilt, müsste der Richter sein Urteil verantworten und begründen, weshalb „niemand“ Schuld daran hat, dass der Mensch gestorben ist.
Es wird eher versucht den Arzt als „Schuldigen“ hinzustellen, als zu erkennen (und sich einzugestehen), von einer realitäsfernen Erwartungshaltung ausgegangen zu sein.
Ablehnen von Behandlung hat strenge gesetzliche Auflagen
Das Wirksamwerden der Verfügung von Patienten (z.B. moderne Medizinmaschinerie nicht über sich ergehen lassen zu wollen) unterliegt sehr strengen gesetzlichen Auflagen (Patientenverfügungsgesetz). ...
Di
7 Aug
Fortschritte in der Medizin und in der Medizintechnik haben vieles möglich gemacht. Insbesondere gelingt es durch intensivmedizinische und operative Maßnahmen immer häufiger Menschen vor deren Ableben zu bewahren. Das ist die eine Seite der Medaillie. Auf der anderen Seite ist mit dem Fortschritt aber auch verbunden, dass Menschen infolge „geglückter“ Rettungsmaßnahmen z.B. einen Schlaganfall zwar überleben, für den Rest ihres Lebens aber nicht mehr denken oder sprechen können, gelähmt, bettlägerig und pflegebedürftig bleiben, das heißt völlig von anderen Menschen abhängig sind.
Heute ist es möglich, dass der menschliche Körper nur aufgrund von Maschinen oder Medikamenten am Leben gehalten wird, bis hin zum Extremfall, wo man sich in der Situation findet, vom Arzt das Abschalten der Maschinen zu verlangen.
Ich sehe dieser Entwicklung – das Sterben durch Medizintechnik gewaltsam zu verlängern – mit Sorge entgegen und ich fürchte gleichzeitig, dass sie nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Wohl aber kann sich der Einzelne davor bewahren, wenn er damit nicht einverstanden ist.
Von von niemandem kann – auch von einem Arzt darf nicht – verlangt werden, das Leben eines Menschen zu beenden. Ebenso kann der Patient auch Beihilfe zum Selbstmord nicht verlangen. Nicht nur, weil beides strafbare Delikte sind, sondern weil jeder Arzt das Recht hat, ein solches Verlangen aus Gewissensgründen zurückzuweisen.
Wohl aber kann ein Patient von Ärzten fordern, eine bestimmte Behandlung(sart) zu unterlassen, indem er seine Zustimmung dazu verweigert. Kein Patient darf gegen seinen Willen zu einer Behandlung gezwungen werden. Dem Alkoholkranken kann zwangsweise ebenso wenig eine Entzugsbehandlung auferlegt werden wie einem Drogenabhängigen. Gleichermaßen darf ein Patient es auch verweigern, zur Behandlung in ein Spital eingeliefert zu werden. Ob einem Arzt daraus der Vorwurf des Unterlassens gemacht werden kann, ist noch nicht ausjudiziert. ...