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Zitat profil vom 01.11.2023:
"Sterben hat in Österreich seinen Preis, ist bürokratisch aufwendig und in jedem Bundesland anders. Eine Recherche an den letzten Ruhestätten. [...]
Der junge Waldfriedhof [...] Vorbei am Grab von Christine Nöstlinger, erreicht man das 2000 Quadratmeter große Areal. 32 Bäume wurden hier, am fast höchsten Punkt des Friedhofs mit Blick auf ganz Wien, vor einigen Wochen gepflanzt. Rund um einen solchen Baum haben bis zu 24 biologisch abbaubare Urnen Platz. Die Idee: Im Lauf der Zeit verrottet die Urne, und aus der Asche eines verstorbenen Menschen wächst neues Leben. Aus den kleinen Bäumchen soll irgendwann ein Wald werden. Es ist ein naturnahes Abschiednehmen. Und Pflege braucht ein Grab, das es eigentlich nicht gibt, auch nicht. Das Interesse und die Nachfrage nach solchen Plätzen seien groß [...]
Und obwohl solche alternativen Bestattungsformen längst nicht neu sind, boomen sie. Waldfriedhöfe, das Ablassen einer Urne auf den Grund der Donau oder eine Diamantenbestattung – es gilt der Trend zur Einzigartigkeit, den die Branche seit der Liberalisierung des Bestattungsmarktes im Jahr 2002 spürt. [...]
Wie viel ein Begräbnis kostet, lasse sich nur schwer beziffern. Zu verschieden seien die Wünsche, zu groß die individuellen Auswahlmöglichkeiten. [...] »Mit 5000 bis 5500 Euro muss man circa rechnen, wobei gut die Hälfte davon für Friedhofsentgelte anfällt.« Auf Preisänderungen reagiere die Kundschaft sehr sensibel, nicht zuletzt aufgrund der Teuerung. Günstiger ist die Feuerbestattung. Die Preise beginnen hier bei etwas mehr als 2000 Euro. [...]
... ob eine Urne mit nach Hause genommen werden darf oder nicht, entscheiden die Behörden. Welche Behörden das sind, kommt wiederum auf das Bundesland an. In Tirol ist es die zuständige Bezirkshauptmannschaft, in der Steiermark (Ausnahme Graz, dort ist es der Magistrat; Anm.) und Salzburg sind wiederum die Bürgermeister dafür zuständig. In Wien – wo dieser Wunsch im Jahr 2021 mehr als 700 Mal beantragt wurde – entscheidet die MA15 (der Gesundheitsdienst der Stadt Wien; Anm). [...]
Immer häufiger melden sich gar keine Verwandten nach dem Tod eines Menschen. Und damit ist auch unklar, wer für die Beerdigung zahlen soll. Im Jahr 2018 war das in Wien 1400 Mal der Fall. [...]
Zwischen 60 und 80 Jahre alt sind Personen in Österreich im Schnitt, wenn sie sich das erste Mal mit Fragen des Sterbens beschäftigen. [...] Sild empfiehlt [...], sich um all das vorab zu kümmern, denn »die Wünsche ins Testament zu schreiben, ist die schlechteste Form. Warum? Das Begräbnis findet in der Regel sieben bis zehn Tage nach dem Tod statt, während das Testament meistens erst mehrere Wochen später eröffnet wird.« [...]
Und auch die Digitalisierung hat während der Corona-Pandemie ihren Weg über die Friedhofsmauern gefunden. 2019, also im Jahr vor den Corona-Lockdowns, haben die Wiener Friedhöfe das Digitale Grab entwickelt. [...] Auf den ersten Blick erfüllt es den Zweck eines Kundenkontos: Man kann die Stammdaten verändern, ein Grab auf jemand anderen übertragen oder das Bezahlintervall flexibel anpassen.
Aufgrund der Corona-Pandemie wurde aber schnell auch ein zweiter Schwerpunkt zum Geschäftsmodell. Noch Mitte April 2020, während des ersten Lockdowns, ging das Digitale Grab online. »Dort besteht für Familien die Möglichkeit, Gedenkräume zu gestalten. Verwandte oder Bekannte können eingeladen, Worte, Fotos und Videos zu teilen«, so Niklas. Außerdem möglich: Die Bestellung einer frischen Kerze für die echte Grabstelle plus Foto davon. Gedacht sei das vor allem für jene, die es räumlich und zeitlich nicht so schnell zur letzten Ruhestätte der verstorbenen Person schaffen, aber ihr dennoch gedenken wollen. Und dann ist auch noch der Klimawandel bei der Bestattung angekommen. [...] »Sobald Sie das Grab versiegeln, zahlen Sie das Doppelte«, sagt Niklas. »Ganz bewusst und eigentlich schon seit Jahrzehnten, weil wir nicht wollen, dass der Friedhof versiegelt wird.« [...]"
https://www.profil.at/wirtschaft/sterben-in-oesterreich-die-...Quelle: profil.at