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Zitat Der Standard vom 25.10.2023:

"Über verständnisvolle Kommunikationsmethoden und der Möglichkeit, den Zustand des Menschen möglichst umfassend zu begreifen [...] Im Gastblog schreibt Marianne Buchegger über verschiedenen Ebenen, über die Personen mit Demenz verstanden und angesprochen werden können. [...]

Notwendigkeit des geübten Umgangs

Im Jahr 2050 werden 135 Millionen Menschen 65 Jahre und älter sein. Dieser Zuwachs an älteren Menschen bedeutet auch einen Zuwachs an Menschen mit Demenz. Alzheimer Europe schätzt, dass im Jahr 2050 allein in Europa 14 Millionen Menschen an Demenz erkrankt sein werden, was einer Steigerung von 50 Prozent entspricht – etliche dieser Menschen werden entweder in Pflegeheimen, von der mobilen Hauskrankenpflege, 24-Stunden-Betreuer:innen und pflegenden Angehörigen zu Hause oder auf Palliativstationen, in stationären Hospizen, von mobilen Palliativteams oder Hospizteams betreut werden.

Diese Perspektive macht es unumgänglich, dass alle in die Pflege und Betreuung involvierten Personen – ob professionelle Pflege-Mitarbeiter:innen oder pflegende An- und Zugehörige – im Umgang und der Kommunikation mit Menschen mit Demenz geschult werden.

Eine Kommunikation mit Empathie und Verständnis

Ein zentraler Baustein in der Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist die Validation. Das Wort Validation leitet sich aus dem Englischen "to validate" – etwas bestätigen oder für gültig erklären – ab. Die US-Amerikanische Gerontologin Naomi Feil brachte die Technik der Validation in den 1990er Jahren nach Europa. Sie selbst war in einem von ihrem Vater geleiteten Altersheim aufgewachsen und hatte in jahrelanger Beobachtung und Forschung die Technik der Validation entwickelt.

Validation ist eine Kommunikationsmethode, um mit dementen Personen in Kontakt zu treten und den Umgang mit ihnen zu erleichtern. Sie lehrt, mittels Empathie, die Wirklichkeit des dementen oder desorientierten Menschen anzuerkennen, zu verstehen und wertzuschätzen. Validierende Grundhaltung bedeutet »in den Schuhen des anderen zu gehen«. Anstatt mit verwirrten Menschen zu schimpfen oder ihnen rational zu erklären, warum sie ihre Handtasche nicht mit aufs WC zu nehmen brauchen, wird bei der Validation anerkannt, dass die Handtasche einen wichtigen Teil der Identität darstellt, der nicht einfach »aufgegeben« werden kann. »Schwieriges« Verhalten, das für das soziale Umfeld nervenaufreibend ist, kann durch Validation reduziert werden, manchmal sogar verschwinden oder Pflegende und Angehörige lernen zumindest, besser damit umzugehen.

Die vier Grundprinzipien der Validation von Menschen mit Demenz lauten dementsprechend:

* Akzeptanz und Wertschätzung
* Würde bewahren
* Einfühlung und Empathie
* Spürbar ehrlich und authentisch sein

Petra Fercher, Validationstrainerin und Autorin, schreibt dazu folgendes:

»Naomi Feil hat vier Phasen im Stadium des Aufarbeitens definiert, in denen sich alte, desorientierte Menschen befinden können. Der Übertritt in eine nächste Phase bedeutet einen weiteren Rückzug aus der Realität. In jeder dieser Phasen sind andere verbale und nonverbale Validationstechniken sinnvoll. Durch die Validation entsteht eine einfühlsame (empathische) Grundhaltung gegenüber den Menschen, die dauerhaft eingenommen werden soll. Die verschiedenen Validationstechniken wenden Sie hingegen jeweils nur für einige (zirka 5 bis 15) Minuten an.

Um das zu können, müssen Sie sich zuerst »»zentrieren««: Nehmen Sie sich vor der Validation einen Moment Zeit, um tief einzuatmen und ihre Körpermitte zu finden. Lassen Sie Ihre Gefühle und Urteile für die Zeit der Validation draußen – konzentrieren Sie sich ganz auf den verwirrten Menschen, beobachten Sie ihn und nehmen Sie ihn als Person war. Zu Ihren Gefühlen (zum Beispiel Enttäuschung, weil der alte Mensch Sie nicht erkennt) kehren Sie erst nach Ablauf der Validation zurück und reflektieren diese.«

Total Pain, die Dimensionen des Leids

Ein weiterer, zentraler Baustein ist das Wissen um Total Pain. Total Pain ist ein Modell der Schmerzbetrachtung, das von Dame Cicely Saunders entwickelt wurde. Sie hat in ihrer Arbeit mit Schwerstkranken und Sterbenden erkannt, dass Schmerz und Leid mehr als die bloße physische Dimension in sich vereinen. Cicely Saunders erkannte und benannte die soziale Dimension, die psychische Dimension und die spirituelle Dimension. Schmerz besteht aus vielen Teilen, und wird dadurch allumfassend, zu allumfassendem Leid. Sie nannte dieses allumfassende Leid treffend »Total Pain«.

Die von ihr beschriebenen Dimensionen sind:

* Die physische Dimension: Der körperliche Schmerz/ das körperliche Leid (zum Beispiel Wundschmerz)
* Die psychische Dimension: Der seelische Schmerz/ das seelische Leid (zum Beispiel der Verlustschmerz)
* Die spirituelle Dimension: Der existentielle Schmerz/ das existentielle Leid (zum Beispiel Wut auf Gott)
* Die soziale Dimension: Der soziale Schmerz/ das soziale Leid (zum Beispiel Einsamkeit)

[...] Förderung von Ausbildungen notwendig [...]"
https://www.derstandard.at/story/3000000191795/wie-bruecken-...
Quelle: derstandard.at