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Zitat Die Presse vom 20.05.2024:

"Ein neues Buch, das von der Arbeitsforscherin Brigitte Aulenbacher mitherausgegeben wurde, nimmt die 24-Stunden-Betreuung in europäischen Ländern in den Blick. Österreich sticht mit einem unfairen Modell heraus. [...]

»Live-in-Betreuung« [...] Der Begriff spricht an, dass Betreuungspersonen im Haushalt ihrer Klientinnen und Klienten wohnen, arbeiten und leben. Darin liege ein Grundproblem, sagt Brigitte Aulenbacher, Soziologin an der Johannes-Kepler-Universität Linz (JKU). »Der Haushalt unterliegt als Privatraum nicht denselben Kontrollen wie andere Arbeitsplätze.« Die Wissenschaftlerin gab zusammen mit drei Kolleginnen ein Buch heraus, das unter dem Titel »Home Care for Sale« zugekaufte häusliche Betreuung als Thema des gesamten europäischen Kontinents in den Blick nimmt. [...] Als zweites Problem neben dem privaten Arbeitsumfeld geht es darin um die Vermittlung durch Agenturen. [...] Agenturen hätten zwar das Verdienst, Personenbetreuung zu einem klar legalisierten Berufsfeld gemacht zu haben. Die Arbeitsbedingungen seien jedoch im Agenturmodell kaum regulierbar. Verschärft werde diese Tatsache durch das wirtschaftliche Gefälle zwischen dem relativ wohlhabenden Kerneuropa und der weniger wohlhabenden Peripherie. [...]

Hierarchie auch bei Agenturen
Eine gewisse Hierarchie zwischen West und Ost mache sich sogar in der Zusammenarbeit von Agenturen verschiedener Länder bemerkbar, sagt Aulenbacher. [...]

So beginnt sich etwa in den Niederlanden derzeit eine marktorientierte Live-in-Betreuung zu etablieren, obwohl man dort bisher auf ein für den Staat kostengünstiges Modell der Nachbarschaftsfürsorge gesetzt hat. In Italien vermitteln ukrainische Betreuungspersonen bereits in dritter Generation selbst ihre Landsleute. In Spanien und Griechenland wird Betreuungsarbeit Migrantinnen aus Lateinamerika und den Philippinen überantwortet, laut Aulenbacher »zu Bedingungen, die Arbeits- und Beschäftigungsstandards beider Länder unterbieten«.

In Mitteleuropa gelten sowohl Österreich als auch die Schweiz als Vorreiter – Österreich mit einem Modell der Selbstständigkeit, in dem Betreuungspersonen als Gewerbetreibende nicht dem Arbeitsschutz unterliegen und das deshalb vor allem für Agenturen als Vorzeigemodell gilt; die Schweiz mit einem Angestelltenmodell, das aus Sicht der Betreuenden vorbildhaft ist, weil es ihnen das Einklagen fairer Arbeitsbedingungen und gewerkschaftliche Unterstützung ermöglicht. [...]

Um die herrschende Ungleichheit zwischen Entsende- und Ankunftsländern in der EU zu überwinden, wäre für Aulenbacher, die im Herbst als Vorständin des Instituts für Soziologie der JKU in den Ruhestand geht, ein Denken über nationalstaatliche Grenzen hinweg unabdingbar [...]"

https://www.diepresse.com/18475850/wie-die-24-stunden-betreu...
Quelle: diepresse.com


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