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Zitat Niederösterreichische Nachrichten/ Amstetten vom 12.05.2023:
"Rund fünf Prozent der Bevölkerung sind alkoholabhängig, zwei Drittel davon Männer. Allein in Niederösterreich sind 65.000 Personen betroffen. Das Landesklinikum Mauer ist das Schwerpunktklinikum für Alkoholabhängigkeit in Niederösterreich. Im Vorjahr wurden dort 200 Patientinnen und Patienten stationär und 52 tagesklinisch betreut. Erst im Oktober 2022 wurden sechs tagesklinische Behandlungsplätze geschaffen. »Wie viel Alkohol ist zu viel?« Eine klare Antwort auf diese Frage gab der Ärztliche Direktor des Landesklinikums Mauer und Experte in Sachen Abhängigkeitserkrankungen, Primar Christian Korbel, am Donnerstagvormittag bei einer Pressekonferenz anlässlich der Dialogwoche Alkohol, die von 8. bis 14. Mai läuft: »Die Harmlosigkeitsgrenze bei Frauen liegt bei etwas weniger als einem großen Bier täglich, bei Männern ist sie etwas höher«, erklärt der Fachmann. Auf jeden Fall sei es empfehlenswert, pro Woche zwei komplett alkoholfreie Tage einzulegen und einmal im Jahr eine längere Pause zu machen. Bei einem täglichen Konsum von mehr als 40 Gramm Alkohol bei Frauen (zwei große Bier) und 60 Gramm Alkohol bei Männern (drei große Bier) steige das Risiko für Folgeerkrankungen deutlich an. [...] Eine wirkliche Abhängigkeit entwickle sich allerdings über viele Jahre hinweg. Es gebe dabei auch eine genetische Komponente, die aber meist nur in Kombination mit anderen Belastungsfaktoren zur Wirkung komme, berichtet Korbel. Überhaupt spielten psychische Belastungen beim Alkoholkonsum eine große Rolle. »Man könnte sagen, dass Alkohol in Österreich das meist verwendete Antidepressivum ist«, betont der Primar. Es bringe zwar kurzfristig vielleicht eine Entlastung von Ängsten und Sorgen, aber über die Jahre gesehen würden die Probleme nur größer. »Zu einem hohen Prozentsatz ist bei alkoholabhängigen Menschen eine psychische oder psychiatrische Krankheit im Hintergrund.« Das Durchschnittsalter der Patientinnen und Patienten in Mauer liegt bei 49,5 Jahren. [...] In Mauer gibt es zwei mögliche Behandlungsformen: nach einem körperlichen Entzug in einem NÖ-Landesklinikum einen sechswöchigen stationären Aufenthalt und seit Oktober 2022 auch eine tagesklinische Entwöhnung mit sechs Plätzen. »Für manche Patienten ist es gut, wenn sie eine Weile ganz aus dem Familiensystem herausgenommen werden. Für andere ist es besser, ihre Rollen in gewissem Ausmaß beizubehalten. Sie nehmen untertags bei uns an allen Therapien teil, verbringen die Nacht aber dann in ihrem gewohnten Umfeld«, berichtet Korbel. Versucht werde dabei, die tägliche Akoholtrinkmenge zu reduzieren und wieder alkoholfreie Tage zu planen. Das führe bei den Patientinnen und Patienten dann auch zu einer realistischeren Sicht auf ihre aktuelle Situation.
Für Alkoholabhängige, die stationär sechs Wochen in Mauer verbringen, ist natürlich auch die Nachbetreuung sehr wichtig. Deshalb nimmt das Landesklinikum zur Abstimmung zeitgerecht Kontakt mit den Betreuern in Wohnortnähe der Betroffenen auf, die sich in der Folge um diese kümmern.
Auch auf die Frage, wann eine Therapie erfolgreich ist, hat Korbel eine klare Antwort: »Jeder Tag, an dem nicht getrunken wird, ist ein Erfolg, aber natürlich geht es darum, die alkoholfreien Intervalle möglichst zu verlängern«, erklärt der Primar. Und wenn es doch zu einem Rückfall komme, dann sei es wichtig, dass dieser möglichst kurz sei. [...] In der Bevölkerung Bewusstsein für die Problematik schaffen [...] Daten und Fakten zum Alkoholkonsum [...]"
https://www.noen.at/amstetten/landesklinikum-mauer-wie-viel-...Quelle: noen.at